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Ganz nebenbei ...

Maikäfer sind sehr selten geworden. Das ist allgemein bekannt

Ist Euch auch schon mal aufgefallen, dass man auch nur noch selten Marienkäfer sieht? Diese kleinen krabbelnden roten Glückskäfer mit den schwarzen Punkten.


In meinem Buch „Küstriner Straße – Kiezgeschichten“ habe ich über sie geschrieben, über Maikäfer und auch über Marienkäfer:

… Ich, ein kleines Mädchen, das keinen Opa hatte (und mir sehnlichst einen wünschte!), liebte diesen glatzköpfigen Mann abgöttisch. Und da sein Enkel zu dem alten Mann immer Opa sagte, legte ich für mich einfach fest: Das ist jetzt auch mein Opa.

Wie man weiß, können kleine Mädchen einen unwiderstehlichen Charme entwickeln, und so dauerte es gar nicht lange, da konnte ich diesen herrlichen Opa um meinen kleinen Finger wickeln. Ich schob meine kleine Hand in seine große, warme Hand, lächelte ihn an und forderte ihn zum Spazierengehen auf. Eine Runde ums Gehöft konnte er mir nie abschlagen. Ich streichelte seine Glatze, weil sich sein Kopf so schön hart und glatt anfühlte. Er ließ es geschehen. Dafür brüllte ich dem schwerhörigen Mann zu Weihnachten und, falls gewünscht, auch zu jeder anderen Jahreszeit, zu allen Anlässen oder einfach so die längsten Gedichte, die komplette Weihnachtsgeschichte aus er Bibel und zusätzlich sämtliche Kinderlieder, die ich kannte, ins Ohr.

Den absoluten Sympathiedurchbruch landete ich, nachdem ich irgendwann erfahren hatte, dass vierblättrige Kleeblätter und Marienkäfer Glück bringen sollten. Ich sammelte in einem Weckglas unzählige Marienkäfer. Ich glaube, damals gab es noch viel mehr dieser Käferchen als heute. Da auf der Wiese aber nur dreiblättrige Kleeblätter wuchsen, holte ich mir eine Nagelschere und trennte von jedem dreiblättrigem Kleeblatt ein Blättchen in der Mitte fein säuberlich auf, so dass nun lauter vierblättrige Kleeblätter entstanden waren. Jedes Käferchen bekam von mir ein Glückskleeblatt ins Weckglas geworfen. Fein den Deckel drauf, und fertig war das Geschenk für meinen Opa. Natürlich schmolz mein Opa Sasse, überhäuft von so viel Liebe und Glück , sofort dahin.

Im Gegenzug bekam ich mehrere Jahre lang, in jedem Mai, immer wenn es Maikäfer gab, jeden Morgen eine Zigarrenschachtel auf das Fensterbrett gelegt. Ein paar frische Lindenblätter und zwei bis drei Maikäfer waren in der Schachtel, Müller und auch Schornsteinfeger. Da es heute kaum noch oder ganz selten Maikäfer gibt, möchte ich alle aufklären, die nicht das Glück hatten, diese hübschen, laut brummenden Käfer genauer kennenzulernen: Müller nannte man die mehlig aussehenden, weiß behaarten Käferchen. Schornsteinfeger waren etwas kleiner und dunkler. Schließlich gab es noch die Kaiser, die hatten einen rötlichen Kopf und galten als etwas ganz Besonderes. Auch waren sie viel größer als ihre Artgenossen. Man tauschte z.B. einen Kaiser gegen fünf bis zehn Müller oder Schornsteinfeger. Sie alle gehörten zur Gattung der Feldmaikäfer – das lehrte uns jedenfalls unsere Lehrerin für Heimatkunde…


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