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Es ist Biergartenzeit



Nicht nur heute eine beliebte Institution nach Feierabend, am Wochenende oder einfach mal so zwischendurch. Schon zu Zeiten meines Lieblingsbrandenburgers, des genialen Theodor Fontane, kehrte man gerne dort ein, liebte das Ambiente, die frische Luft, Geselligkeit, na eigentlich nix anderes als heute.

1884 wurde in Berlin ein Tourismusverein gegründet. Die Anregungen hierfür lieferten Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg.

Der Verein unterstützte wanderfreudige Hauptstädter, die sich auf die Spuren Fontanes begeben wollten. Ihre Exkursionen führten sie durch märkischen Sand und über märkische Heide.

Das Berliner Umland, Städte und Dörfer der Grafschaft Ruppin, Kirchen und Schlösser im Havelland, sowie Seen und Flüsse im Spreeland bildeten die Ziele der Wanderungen. Zum Glück gab es damals bereits wunderschöne Ausflugsgaststätten und Biergärten.


Lest mal ... und wetten, Ihr schmunzelt ?

Berliner Landpartie

(Theodor Fontane)

Ein Vergnügen eigener Art

ist doch eine Wasserfahrt.

Und ein Vergnügen (frage nicht wie)

ist eine Berliner Landpartie.

Vorortzug mit einem Bremser,

Droschke, Dampfschiff oder Kremser,

Fahnen, rote, blaue, gelbe,

das Vergnügen ist dasselbe.

Welches Bild schon unterweges,

welche Fülle goldnen Seges.

Goldner Sand in weitem Kreise,

Bahndamm, Schienen und Geleise.

Pfiff, Geklingel, Klapptrompete,

lange, lange Spargelbeete.

Nicht mehr Köpfe, nicht mehr Sprossen,

längst in Samen aufgeschossen.

Staub und Qualm und Hochstrom, ah,

ah, nun kommt‘s, nun sind wir da.

Lange Reihen, Tische, Tische,

neu gestrichen, welche Frische.

Freilich etwas Terpentinen,

aber dafür, welche Mienen.

Alles atmet tiefen Frieden

ist dem Platz hier heut beschieden.

Kaffee! Kellner, drei Portionen,

oh, wie lieblich hier zu wohnen.

Oh, wie weht die Luft hier freier,

und der Teich da und der Weiher

und das liebe Schwanenhaus,

Enten fahren ein und aus.

Still die Kegelkugeln liegen,

dicht sich aneinander schmiegen.

Und das Sandfeld, dass sich’s verjüngt,

eben wird es stark gedüngt.

Und der Luftzug drüber, drüber

trägt die Luft zu uns herüber.

Und nun kommt der Kellner Töffel,

dicke Tassen, Nickellöffel.

Einige dünn und vorwurfsfrei,

andere noch mit etwas Ei.

Drei Stück Zucker pro Person,

und der Deckel klappert schon.

Mokka, Java sind Nationen,

die weit auf dem Monde wohnen.

Mutter rechnet, die zu sparen liebt,

ob es was zu retten gibt.

Laura möchte Wasserfahren,

doch mit ausgelösten Haaren.

Hedwig mit den dünnen Armen,

Hedwig möcht im Walde schwärmen.

Hugo will den Wald genießen,

Herrmann nach der Scheibe schießen.

Mutters Lippe zieht sich schief,

ach, sie kennt den Schlusstarif.

Vater hat ein Herz genommen,

lässt sich einen Cognac kommen.

Vater winkt den Kellner her,

zahlt ihm 15 Pfennig mehr.

Ein‘ Moment, wo Mutter nicht aufgepasst,

hat er glücklich abgepasst.

Unter Gähnen, Mückenmorden

ist es endlich Sieben geworden.

Mutter macht sich schon bereit,

Mann ich denke, es ist nu Zeit,

möchte gern noch länger bleiben,

doch man muss nicht übertreiben.

Wenn am höchsten der Genuss,

allemal man schließen muss.

Darin bin ich großgezogen

und es hat mich nie betrogen.

Alle haben Rückfahrtskarten,

alle müssen deshalb warten.

9 Uhr geht der nächste Zug.

9 Uhr ist auch früh genug.

9 1/2 da landen sie, -

war Berliner Landpartie.



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